Studiengalerie 1.357 zeigt Arbeit der Künstlerin und Filmemacherin Basma Alsharif
FRANKFURT. Die Studiengalerie 1.357
zeigt vom 15. Januar bis zum 12. Februar 2020 die Arbeit “Deep Sleep" von Basma
Alsharif. “Deep Sleep“ lädt ein zu einer kinematografischen Mittelmeer-Odyssee
mit viszeralen Empfindungen. Ruinen von antiken und modernen Stätten in Malta,
Athen und dem Gazastreifen; ein in einem Garten trabendes Pferd; eine den Hafen
verlassende Fähre. Sekundenlanges Farbflimmern, die Super-8-Kamera überblendet
Orte und Zeiten, spult vor und zurück. Dazu der Soundtrack von psychedelischen
Beats. Er vermengt den gleichmäßigen Rhythmus von menschlichen Schritten oder
vom Rattern einer Eisenbahn mit Vogelgezwitscher. Es ist, als sei man an
mehreren Orten zugleich.
Die Ausstellung ist vom 15.1. bis zum 12.2.2020 im I.G.-Farben-Haus der
Goethe-Universität, Raum 1.357, im 1. Stock, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind
Mo-Do, 12-17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Eröffnung findet am 15.
Januar 2020 um 20 Uhr in der Studiengalerie 1.357 statt.
Basma Alsharif wird als Kind palästinensischer Eltern geboren. Sie wächst im Gazastreifen und in verschiedenen Ländern auf und bezeichnet sich selbst als staaten- und heimatlose nomadische Künstlerin. In ihren Installationen experimentiert sie mit einem neuen Zugang zu selbst Erlebtem und reflektiert das Schicksal des palästinensischen Volkes. Die ursprüngliche Idee von „Deep Sleep“ war ein Soundtrack mit Geräuschen aus dem Gazastreifen. In einem Versuch, sich selbst zu hypnotisieren, kamen bewegte Bilder von flüchtigen Erinnerungen dazu. So entsteht das Narrativ einer filmischen Autofiktion, der illusionäre Gang einer Künstlerin mit multiplen Perspektiven durch ineinander verschränkte Räume und Zeiten. Alsharifs transzendenter Zustand der Bilokation beschränkt sich dabei nicht auf Gaza, sondern rekonstruiert die Zivilisation des Mittelmeerraums anhand von Ikonen der Antike und mythischer Orte: eine Siegesglocke als Mahnmal des Widerstands, Steilküsten oder versteckte Gärten mit Brunnen. Ruinen des kulturhistorischen Erbes ehemaliger Stätten von Belagerung und Fremdherrschaft verschränkt sie mit einer modernen Zivilisation in Ruinen: die Akropolis und ein Graffiti einer frustrierten und arbeitslosen Jugend: No Justice! Die Dialektik ihrer Repräsentation rekonstruiert und dekonstruiert Vergangenheit und Gegenwart, Perzeption und Realität visuell wie akustisch. Mit dem Finger deutet Alsharif wie auf einem Touchscreen auf Objekte und versetzt die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Position von Akteuren; sie werden Teil des Versuchs, das Trauma und den Schmerz von Gaza an anderen Orten zu replizieren.
Basma Alsharif graduierte 2007 mit einem Master of Fine Arts an der University of Illinois, Chicago und arbeitet seitdem in Kairo, Beirut und Amman. Alsharifs Arbeiten wurden in internationalen Ausstellungen und Filmfestivals gezeigt und mit Preisen ausgezeichnet. „Deep Sleep“ wurde erstmals 2014 auf dem Media City Film Festival in Windsor, Ontario und anschließend auf anderen Festivals aufgeführt. Als Gewinner eines internationalen Wettbewerbs gewann er den Preis der Videoex in Zürich.
Die Studiengalerie
1.357 ist eine Kooperation des Städel Museums, des MMK Museum für Moderne
Kunst Frankfurt, des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften und
der Goethe-Universität Frankfurt. Sie realisiert pro Jahr vier Ausstellungen zur
zeitgenössischen Kunst, die unter dem Leittitel „Erinnerungskultur und
Bildgebrauch“ in Lehrveranstaltungen von Studierenden verschiedener Disziplinen
erarbeitet werden.