Studie untersucht, wie Fehlverhalten am Kapitalmarkt aufgedeckt werden kann
Die Studie “Who Is the Next 'Wolf of Wall Street'? Detection of Financial Intermediary Misconduct" hat den höchsten internationalen Publikationspreis im Bereich der Wirtschaftsinformatik erhalten. Bereits im Frühjahr 2021 war die Studie mit dem „Best Paper Award“ des renommierten „Journal of the Association for Information Systems“ ausgezeichnet worden.
FRANKFURT. Wie
vertrauenswürdig ist ein Broker oder Anlageberater? Das Autorenteam Jens
Lausen, Benjamin Clapham, Michael Siering und Peter Gomber der
Goethe-Universität hat in einer KI-Studie nachgewiesen, dass von Brokern und
Anlageberatern selbst veröffentlichte Informationen in beruflichen sozialen
Netzwerken dafür genutzt werden können, unseriöse Akteure zu identifizieren.
Dafür haben die Autoren, die gemeinsam an der Professur für e-Finance tätig
sind, den höchsten internationalen Publikationspreis im Bereich der
Wirtschaftsinformatik erhalten. Ihre Studie wurde von der Association for
Information Systems (AIS), dem Weltverband für Wirtschaftsinformatik, als eine
der vier besten Veröffentlichungen des Jahres 2020 ausgezeichnet. Der “AIS Best
Information Systems Publications Award" wird von hochrangigen Wissenschaftlern
seit 2006 jährlich an bis zu fünf Forschungsarbeiten als beste Publikationen im
Bereich Information Systems (IS) verliehen.
In ihrer Arbeit zeigen die Wissenschaftler um den
Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Peter Gomber, wie selbstveröffentlichte
Informationen von Finanzmarktintermediären in beruflichen sozialen Netzwerken,
etwa in LinkedIn oder Xing, genutzt werden können, um Fehlverhalten
aufzudecken. Dabei gehen die Wissenschaftler von der Annahme aus: Wenn
Broker und Anlageberater in berufsbezogenen sozialen Netzwerken ihr Profil
besonders aufpolieren, neigen sie auch im Berufsalltag eher zu betrügerischem
Verhalten.
Auf Basis dieser Informationen trainieren und evaluieren die
Forscher verschiedene Machine-Learning-Modelle zur Klassifizierung der Akteure.
Die Ergebnisse der Modelle ergeben ein klares Muster: Informationen in
beruflichen sozialen Netzwerken sind vor allem dann für die Klassifizierung von
fehlverhaltenden und nicht fehlverhaltenden Finanzintermediären von Bedeutung,
wenn sie durch Dritte bestätigt werden – vor allem durch Behörden, die
Informationen zum vergangenen Verhalten der Intermediäre offenlegen.
Informationen, die für die externe Verifizierung der Profilinformationen genutzt
werden können, können nämlich nur schwer manipuliert werden und sind somit
besonders aussagekräftig bzw. helfen, Unstimmigkeiten zwischen
Profilinformationen und behördlichen Informationen aufzudecken.
Das Ergebnis der Studie ist besonders für Investoren, Regulatoren
und Aufsichtsbehörden von Bedeutung: Sie können damit Betrugsfällen und anderem
Fehlverhalten – und damit auch finanziellen Schäden - vorbeugen.
Die Studie wurde bereits im Frühjahr 2021 mit dem Best Paper Award
des renommierten “Journal of the Association for Information Systems" (JAIS)
ausgezeichnet, in welchem die Studie veröffentlicht wurde.
Publikation: Jens Lausen, Benjamin
Clapham, Michael Siering, Peter Gomber (2020),
“Who Is the Next "Wolf of Wall Street"?
Detection of Financial Intermediary Misconduct". In: Journal of the Association
for Information Systems 21.5, pp. 1153–1190. https://aisel.aisnet.org/jais/vol21/iss5/7
Weitere Informationen
Prof.
Dr. Peter Gomber
Professur für e-Finance
gomber@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Benjamin Clapham
clapham@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Jens Lausen
lausen@wiwi.uni-frankfurt.de
Dr.
Michael Siering
siering@wiwi.uni-frankfurt.de