Internationale Konferenz in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt a.M. und an der Goethe-Universität über Gedenkkultur und gesellschaftliche Verantwortung
FRANKFURT. 81 Jahre ist es her, dass in der Nacht des 9. November 1938 Synagogen und jüdische Einrichtungen in Deutschland zerstört, hunderte jüdische Deutsche ermordet und zehntausende in Konzentrationslager verschleppt wurden. Der Novemberpogrom markiert nicht bloß die endgültige Zerstörung des jüdischen Gemeindelebens, sondern war zugleich ein wesentlicher Schritt auf dem Weg von der Verfolgung und Entrechtung zum Völkermord an den europäischen Juden.
Unter dem Titel „Die Zukunft der Erinnerung“ findet im Gedenken an den Pogrom
von 17. bis 19. November
in den Räumen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt
und im Casinogebäude der Universität (Campus Westend)
eine
Konferenz statt, die die Bedeutungswandlungen der Erinnerung an die Shoah und
an die Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland in den Blick nimmt sowie die
aktuellen Entwicklungen der erinnerungspolitischen Debatte, der
Erinnerungsforschung und der Gedenkkultur diskutiert. In welcher Form und mit
welchen Inhalten findet das Erinnern künftig statt? Wie soll es institutionell
verankert sein – in politischen Diskursen, in der Wissenschaft, in der
politischen Bildung und an den Gedenkorten? Wie kann die Erinnerung an die
jüdische Geschichte in Deutschland und Europa, an die Diskriminierung und
Verfolgung der jüdischen Minderheit und an den Völkermord auch mehr als 80
Jahre nach der Pogromnacht aufrechterhalten werden und wirksam bleiben? Und wie
wirkt sich der grassierende rechtsextreme Populismus und Antisemitismus gerade
auch in Deutschland auf die Frage nach der Bedeutung und Gestaltung von
historischer Erinnerung in unserer Gesellschaft aus?
Darüber
diskutieren in Frankfurt international renommierte Fachwissenschaftlerinnen und
Fachwissenschaftler, Praktikerinnen und Praktiker der Erinnerungsarbeit in
Gedenkstätten und Museen. Die Konferenz beginnt am Sonntag, 17. November, um 17
Uhr in den Räumen der Jüdischen Gemeinde Frankfurt (Westendstraße 43,
Gemeinderatssaal) mit einem Keynote-Vortrag von Prof. Aleida Assmann
(Universität Konstanz) zum Thema „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der
Erinnerung“. Der Vortrag ist zugleich Teil des Programms der Jüdischen
Kulturwochen. Am 18. und 19. November geht die Konferenz im Casino-Gebäude auf
dem Campus Westend der Goethe-Universität weiter. Am Montagabend spricht Nadine
Meyer (Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung) dort mit der
Schriftstellerin und Publizistin Gila Lustiger über deren Sicht als gebürtige
Frankfurterin, Schriftstellerin und Jüdin auf die Zukunft der Erinnerung an die
Geschichte der Juden in Deutschland und an die Shoah.
Das Thema der Konferenz ist auch von großer Relevanz für das Kooperationsprojekt „Synagogen-Gedenkbuch Hessen“, das von der Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie an der Goethe-Universität, der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden in Deutschland und dem Institut für Christlich-Jüdische Studien an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau gemeinsam initiiert wurde. Darin geht es um die umfassende Aufarbeitung und Dokumentation der Geschichte der jüdischen Gemeinden in Hessen und ihrer Synagogen, die in ein mehrbändiges Gedenkbuch münden soll.
Das Programm der Tagung ist nachzulesen unter https://www.uni-frankfurt.de/82874444/Buber_Programm_Konferenz_Die_Zukunft_der_Erinnerung.pdf
Für
die Teilnahme an der Abendveranstaltung in der Jüdischen Gemeinde am Sonntag,
den 17. November bitten wir um Anmeldung unter s.vogt@em.uni-frankfurt.de. Für die Teilnahme an
den Veranstaltungen am Montag und Dienstag ist keine Anmeldung erforderlich.
Information
und Anmeldung: Dr.
Stefan Vogt, Koordinator des Projekts „Synagogengedenkbuch Hessen“,
Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich
Evangelische Theologie, Campus Westend, 0179-5281106 / s.vogt@em.uni-frankfurt.de,