Konferenz von Goethe-Universität, Sigmund-Freud-Institut und Institut für Sozialforschung befasst sich mit sozialen und psychischen Dynamiken in der Migrationsgesellschaft
FRANKFURT. Die sozialen und psychischen Dynamiken des Ringens um Zugehörigkeit in der Migrationsgesellschaft stehen im Zentrum einer gemeinsamen Konferenz von Goethe-Universität, Sigmund-Freud-Institut und Institut für Sozialforschung, die
von
Freitag 21. April, (13 bis 19:45 Uhr) bis
Samstag,
22. April (10 bis 18 Uhr)
im
Renate von Metzler-Saal
im
Casino-Gebäude (Campus Westend)
der
Goethe-Universität
stattfindet. Die Konferenz
schließt an die Frankfurter Tradition interdisziplinärer Forschung an. Zwei von
der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Graduiertenkollegs kooperieren hier: Das
am Sigmund-Freud-Institut (SFI) angesiedelte Kolleg „Psychosoziale Folgen von
Migration und Flucht – generationale Dynamiken und adoleszente Verläufe“
präsentiert zum Abschluss zentrale Themen und Befunde. Und das am Institut für
Sozialforschung (IfS) arbeitende Kolleg „Dialektik der Teilhabe. Dynamiken
sozialräumlicher Öffnung und Schließung“, das gerade startet, stellt seine
Forschungsziele vor. Beide Kollegs arbeiten interdisziplinär an der Analyse der
Herausforderungen und Hindernisse sozialer Teilhabe in der
Migrationsgesellschaft.
Das am SFI angesiedelte Kolleg
nahm das Ringen um Zugehörigkeit unter dem Aspekt der psychosozialen und
psychischen Folgen von Migration und Flucht in den Blick. Untersucht wurden die
Erfahrungen, Krisen und Identitätsentwürfe, Familienbeziehungen und
Bildungsverläufe im Kontext von Migration und Flucht. Im IfS-Kolleg zur
Dialektik der Teilhabe wird das Ringen um Zugehörigkeit als Ausdruck einer
widersprüchlichen Dynamik demokratisch-kapitalistischer Gesellschaften
analysiert, die Teilhabemöglichkeiten zugleich erweitert und einschränkt. Diese
Gleichzeitigkeit von Öffnung und Schließung untersucht das Kolleg als soziale,
räumliche und politische Dynamiken. Die beiden Kollegs verbindet das Interesse,
die Aushandlungsprozesse um Zugehörigkeit auszuleuchten – mit Blick auf
Soziales und Psychisches.
Prof. Vera King (SFI) und Prof.
Stephan Lessenich (IfS), die je ein Graduiertenkolleg leiten und beide an der
Goethe-Uni lehren, führen in das Tagungsthema ein.
Dr. Susanne Benzel,
Koordinatorin des Kollegs am SFI, hält einen Vortrag zur Bedeutung von digitalen
Welten im Kontext von Migration.
In Panel I unter Leitung von
Prof. Vera King und Prof. Heinz Weiß stellen vier Promovenden Erkenntnisse aus
ihren Dissertationen vor. Sie beleuchten einerseits aus
soziologisch-sozialpsychologischer Perspektive die psychodynamischen und
sozialen Bedeutungen, die kulturelle Identität und Zugehörigkeit oder auch
religiöse Orientierungen für sie selbst gewinnen. Zum anderen geht es um
konzeptionelle Themen sowie um Fragen, wie individuelle Migrations-geschichten
Leid erzeugen bis hin zu psychischen und psychosomatischen Erkrankungen.
Panel II betrachtet, wie sich
Migrations- und Fluchterfahrungen insbesondere auf Bildungswege und ihre
Bedeutungen für Familien und Heranwachsende auswirken. Weitere Befunde aus
Dissertationen beleuchten die Situation und Erfahrungen minderjähriger
Geflüchtete sowie ihre Suche nach Zugehörigkeit und Identität mit Blick auf
Betreuungseinrichtungen im Zielland. Geleitet wird dieses Panel von Prof.
Hans-Christoph Koller und Prof. Patrick Meurs.
Abgerundet wird der Freitag mit
einer Lesung der italienischen Autorin Francesca Melandri aus ihrem Roman
„Alle, außer mir“, das die Folgen der italienischen Kolonialpolitik in Afrika
thematisiert. Im Gespräch mit Vera King und Stephan Lessenich erläutert
Melandri ihre Sicht auf für die Konferenz relevante Fragen.
Zum Auftakt des zweiten Tages
spricht Dr. Jens Becker von der Hans-Böckler-Stiftung, über „Mitbestimmung in
der gewerkschaftsnahen Forschungs- und Begabtenförderung – eine Orientierung“.
Prof. Friedrich Lenger von der Justus-Liebig-Universität Gießen führt mit
seinem Vortrag „Die Dialektik der Teilhabe als Fluchtpunkt einer
Globalgeschichte des Kapitalismus“ in die Thematik des IfS-Promotionskollegs
ein. Dr. Alexandra Schauer, die Kollegskordinatorin, spricht über „Destruktive
Krisenverarbeitung und die Dialektik der Integration“.
In der Panel-Runde diskutieren
Prof. Bernd Belina, Prof. Susanne Heeg, Prof. Sarah Speck und Prof. Stephan
Lessenich (alle Goethe-Universität) mit den Promovierenden über die
widersprüchlichen Entwicklungslogiken demokratisch-kapitalistischer
Gesellschaften: Ausgehend von den Einzelprojekten geht es um die Frage, wie
sich die Dialektik der Teilhabe empirisch erforschen lässt.
Den Abschlussvortrag hält am
Samstag Prof. Aladin El-Mafaalani von der Universität Osnabrück über
„Teilhabekonflikte in der superdiversen Klassengesellschaft“.
Die Veranstaltung findet in Präsenz statt.
Anmeldung und Teilnahmelink finden Sie im Veranstaltungsflyer: www.uni-frankfurt.de/135740156
Information:
Prof.
Dr. Vera King
Professur
für Soziologie und Psychoanalytische Sozialpsychologie
Institut
für Soziologie
E-Mail:
king@soz.uni-frankfurt.de
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation,
Büro für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de